Weltladen Schwerin

Sonntag, 19.10.2025, 16 bis 17 Uhr, Internationales Haus Schwerin (Lagekarte), Ziegenmarkt 4, 19055 Schwerin, Teilnahme kostenfrei

Menschen mit internationaler Geschichte erzählen bei der „Teestunde“ von sich. Es sind bewusst subjektiv gehaltene Ansichten eines Menschen, die uns einen Blick über den eigenen Horizont und einen Perspektivwechsel ermöglichen.

Bei der mittlerweile 5. Teestunde am So., 19.10.2025 war Rajepsut Gisler (37) zu Gast. Sie ist im Oman geboren und als schwarze Frau in einem Schweizer Bergdorf aufgewachsen.

Sie schilderte den 19 Zuhörer*innen bei Tee, Kaffee und Keksen in lebendigen und anschaulichen Schilderungen, wie ihr Leben geprägt war und ist durch die Auswirkungen kolonialer Kontinuitäten und rassistischer Stereotype.

In einem kleinen Schweizer Bergdorf, was von Bergen umgeben war und wo sich die Bewohner*innen mühsam ihren Lebensunterhalt hart erarbeiten mussten, erlebte sie einen sehr engen geistigen Horizont. So wurde vorausgesetzt, dass sie dumm sei, allein wegen ihrer Hautfarbe und auch ihres Geschlechts. Als sie die Lehre zur Bootsbauerin erfolgreich abschloss, ihre zwei männlichen Mit-Auszubildenden die Prüfung aber nicht bestanden, verweigerte der Lehrmeister ihr den Abschluss, weil so etwas nicht sein könne.

Sie wurde als exotische und wilde, für alle weißen Männern verfügbare Frau gesehen. Als sie 9 Jahre alt war, wollte ein Mann ihrer Mutter ihre „Jungfräulichkeit“ abkaufen. Als sie als erwachsene Frau, dann in Basel lebend, sich vor den begierigen Blicken unter einer Burka verbarg, bekam sie Schwierigkeiten mit der Staatsgewalt. Ihr wurde ihr kleiner Sohn weggenommen und sie floh hochschwanger in den Kaukasus. Nachdem sie 2 Jahre in Georgien lebte, ist Schwerin seit 2021 ihr neues Zuhause. Sie fühlt sich hier wohl und findet, dass die Menschen hier einen guten Umgang miteinander haben. In der Schweiz wurde immer vor den Nazis in Deutschland gewarnt. Ihre Erfahrungen bestätigen dies nicht.

Sie arbeitet nun als Modedesignerin sowie als Kultur- und Ahnenanalytikerin. Die Beschäftigung mit der Epigenetik brachte sie wieder ihren Wurzeln nah. Sie stellte sich ihrem Trauma und konnte daher die 19 Zuhörer*innen an ihrem Leben teilhaben lassen. Die „Teestunde“ verging wie im Fluge und viele Fragen wurden beantwortet. Auch nach der einen Stunde wurde sich in kleinen Gruppen weiterhin intensiv ausgetauscht.

Alle Fotos: René Braun

Bei den bisherigen „Teestunden“ waren Hamoud Aldghim (2021), Ourobou Tchakpedeou (2022), Védaste Kabalira (2023) und Valérie Kengne Mboubou (2024) zu Gast.

Förderer

Eine Veranstaltung im Rahmen des Bildungsprojektes der Aktionsgruppe Eine Welt e.V. Schwerin / Weltladen Schwerin gefördert durch Engagement Global mit Mitteln des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, aus Mitteln von „Bingo – Die Umweltlotterie“ über die Norddeutsche Stiftung für Umwelt und Entwicklung und durch Brot für die Welt (BfdW) mit Mitteln des Kirchlichen Entwicklungsdienstes.


Im Rahmen von

weltwechsel“ ist die jährliche Veranstaltungsreihe zu Themen globaler Gerechtigkeit. Vom 6. – 25. Oktober 2025 organisieren 40 zivilgesellschaftliche Akteur*innen etwa 70 Veranstaltungen zum Jahresthema „Eine geteilte Welt“ in vielen Orten in MV.

Das Eine-Welt-Landesnetzwerk MV koordiniert diese jährliche Veranstaltungsreihe. Finanziert wird sie von Engagement Global, der Norddeutschen Stiftung für Umwelt und Entwicklung, dem Kirchlichen Entwicklungsdienst der Nordkirche und dem Land Mecklenburg-Vorpommern.

WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner